Der Schwarze Hai – Martins BMW 528i

Wir schreiben das Jahr 1983. In diesem Jahr ist viel passiert – das US Space Shuttle Challenger startet zu seinem ersten Flug. Das Internet wird aus dem ARPANET geboren. Michael Jacksons Album “Thriller” besetzt die Nummer 1 der Charts für satte 37 Wochen und verkauft sich zeitweise mit 1 Million Exemplare pro Woche. “Die Rückkehr der Jedi” kommt ins Kino. Und im Dezember rollt Martins BMW E28 528i vom Band.

Zugelassen wurde das Auto jedoch erst einige Monate später, im Juli 1984. Und zwar in Spanien, wo es dann die nächsten 31 Jahre in erster Hand verblieb. Der Neffe des Erstbesitzers war anschließend der nächste Eigentümer und holte das Auto nach Deutschland.

2017 war Martin aus Eisenach gerade auf der Suche nach einem neuen Projekt. Zuvor hatte er einen nahezu perfekt aufgebauten BMW E46 M3 – für welchen er ein Angebot bekam, das er nicht ablehnen konnte. Auch sonst ist Martin mit der Marke BMW sehr vertraut – so hatte er doch schon etliche Modelle der Bayerischen Motorenschmiede – und allesamt aufs feinste veredelt. An und für sich wollte Martin eigentlich einen alten 6er BMW kaufen. Da Martin jedoch am liebsten gut erhaltene Exemplare kauft, damit er sich weniger mit dem Restaurieren befassen muss und direkt mit dem Umbauen loslegen kann, entpuppten die 6er sich jedoch als etwas zu teuer. Die Entscheidung auf einen 5er auszuweichen fiel Martin nicht all zu schwer – hatte der alte 5er doch auch die für den 6er so charakteristische “Sharknose”-Front.

Als Martin den Wagen bekam, war er im völligen Originalzustand und in der Farbe “Saphirblau Metallic” lackiert. Der Name täuscht, wirklich Blau war die Farbe nicht, eher ein Silber mit einem leichten Blaustich. Jedoch war das Auto in Spanien schon einmal überlackiert worden – jedoch nicht wirklich genügend zu Martins Ansprüchen. Das ist nicht schwer nachzuvollziehen, wenn man weiß, dass Martin selbst Lackierer ist.

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Dennoch beließ er den Wagen zunächst Silber und fing an ihn nach seinen Vorstellungen zu verändern. Zuerst baute er die Front auf das Facelift Frontblech und M5 Front um, da das alte Frontblech für seinen Geschmack zu filigran war. Tieferlegungsfedern und ein Satz BBS RS, den er noch von einem vorherigen BMW liegen hatte, fanden ebenso Einsatz. Die Innenausstattung wurde ebenfalls direkt in seiner ersten Saison mit dem Auto komplett überholt – der Wagen wurde ab Werk mit Velours in der Farbe “Pacific Blue” ausgeliefert – irgendwo zwischen Dunkelblau und Türkis. Martin besorgte eine zweite Ausstattung mit Sportsitzen und ließ diese komplett in Leder in der gleichen Farbe beledern. Der originale Dachhimmel wurde anschließend mit Textilfarbe geschwärzt. Ein Holzlenkrad und ein hölzerner Alpina Schaltknauf fanden ebenso Einzug in den Innenraum.

Die Rückleuchten hat er selbst umgebaut – bei einem originalen Satz Rückleuchten hat er die orangen Streuscheiben entfernt und durch klare Streuscheiben ersetzt. Ebenso wurde dem 5er mit etwas zusätzlichen Chrom zu mehr Glanz verholfen. Der Kühlergrill wurde mit einem Chromkeder ähnlich dem BMW E23 7er versehen. Bei den Türgriffen wollte Martin ursprünglich Chromgriffe vom Vorgängermodell E12 verbauen – da diese jedoch unverhältnismäßig hoch gehandelt werden, ließ er sich etwas anderes einfallen. Die E28 Türgriffe sind aus Alu – Martin hat sie kurzerhand entlackt und hochglanzpoliert.

Für 2018 besorgte Martin sich andere Felgen – RH Kreuzspeichen in 9×16, da er sich für den Moment an den BBS sattgesehen hatte. Diese blieben aber nicht allzu lange – Mehrteiler sind eben doch etwas Besonderes und so dauerte es nicht lange bis Martin seine 17” BBS RS wieder hervor holte und für die Saison 2019 auf 9 und 10×17 umschüsselte. Um vorne etwas mehr Sturz zu bekommen, baute Martin sich Versatzplatten für seine Domlager. Eine clevere Lösung um den Komfort von originalen Gummi-Domlagern zu erhalten und dennoch mehr Sturz zu erhalten ohne auf Uniball-Domlager umzubauen.

2019 war ebenso das Jahr, in dem endlich die Tieferlegungsfedern durch ein H&R Gewindefahrwerk ersetzt wurden. Damit stand der Wagen schon absolut brachial auf der Straße. In der folgenden Saison verbesserte Martin den Wagen mit weiteren kleinen Details wie z.B. hochglanzpolierten Edelstahl-Wischerarmen und einem verchromten E12 Fahrerspiegel – der Spiegel auf der Beifahrerseite wurde entsprechend wegrationalisiert um den Wagen noch etwas klassischer aussehen zu lassen. 2020 fand Martin dann eine gebrauchte Pfeba-Frontstoßstange und montierte diese kurzerhand anstelle der M5 Front.

Für viele wäre der Wagen an dieser Stelle bereits perfekt gewesen. Martin jedoch ist Vollblutschrauber und kann es einfach nicht lassen, seine Autos immer weiter zu verändern. 2021 fiel dann der Startschuss für die wohl radikalsten Änderungen am E28.

Martin hatte sich immer schon an den BMW-typischen Radläufen gestört. Die hinteren Radläufe sitzen bei alten BMWs immer deutlich tiefer als die vorderen. Daraus ergibt sich bei aggressiven Räder-Fitment automatisch immer eine gewisse Keilform. Um diese Keilform zu eliminieren wurden die hinteren Radläufe herausgetrennt und rund 5cm höher wieder eingeschweißt. So konnte der 5er hinten deutlich näher an den Erdboden gebracht werden. Das ganze zog jedoch auch weitere Arbeiten nach sich – der Frontspoiler wirkte beim E28 immer etwas tiefer als die Schweller, also zögerte Martin nicht lang und zerschnitt sowohl den Pfeba-Frontspoiler als auch das dahinter sitzende Frontblech und kürzte beides einige Zentimeter ein.

Anschließend wurde der 5er nun auch endlich neu lackiert. Martin entschied sich hier für BMW Schwarz II – ein tiefschwarzer Uni-Lack. Nach dem Lackieren sah der Lack schon gut aus, Martin ließ sich jedoch sehr viel Zeit mit den Finisharbeiten, damit der Lack in Ruhe aushärten konnte. Anschließend wurde die Karosserie komplett nass geschliffen und auf Hochglanz poliert. Das Ergebnis ist ein absolut perfektes Finish – ein Lack, der so glatt wie Glas ist und glänzt wie ein Spiegel.

Aber nicht nur außen tobte Martin sich aus – auch der Motorraum erhielt einiges an Aufmerksamkeit und wurde aufwändig gecleant. So wanderte der Behälter für das Wischwasser hinter den Kotflügel. Der Kühlmittel-Ausgleichsbehälter wurde entfernt und der Kühler durch einen Vollalukühler mit integriertem Ausgleichsbehälter, eigentlich für einen E36, ersetzt. Der ganze Sicherungskasten wurde in den Innenraum unterhalb des Lichtschalters verlegt. Somit war fast nur noch der eigentliche Motor im Motorraum übrig geblieben. Und dieser erhielt auch einiges an Aufmerksamkeit. Bereits schon einige Jahre vorher verbaute Martin einen Fächerkrümmer. Dieser wurde nun noch durch einige weitere Feinheiten ergänzt und der Motor entsprechend etwas modifiziert. Der Kopf wurde bearbeitet und die Kanäle poliert. Eine 282° Dbilas Nockenwelle fand auch ihren Weg in den Motor. Der Zündverteiler wurde durch eine vollelektronische Zündung ersetzt und der Kabelbaum versteckt verlegt. Und dann wäre da natürlich noch das, was einen förmlich anspringt, wenn man die Motorhaube öffnet – der ehemals als 528i Einspritzer ausgelieferte 5er wurde auf Vergaser mit drei 45er Weber Doppelvergasern umgebaut. Die Auspuffanlage ist natürlich ebenso nicht mehr original – beginnend mit dem 2×3-in-1 Fächerkrümmer geht es in eine komplett selbst gebaute Auspuffanlage, welche eine geänderte Führung gegenüber dem Original hat, da die originale Führung durch die neue Tiefe der Hinterachse nicht mehr möglich war, da der Auspuff nun komplett auflag. Der neue Auspuff liegt nun deutlich höher.

Wie schon gesagt ist Martin Vollblutschrauber – konkret heißt das, dass Martin an diesem Auto alles selbst umgebaut hat, bis auf das Beledern der Innenausstattung. Kaum zu glauben, wenn man vor dem 5er steht. Das Gesamtbild ist einfach nur überwältigend. Ich hatte die Chance, ein kleines Stück mit zu fahren und was soll Ich sagen – so gut wie das Auto aussieht, fährt es auch. Das Fahrwerk liegt zwar erwartungsgemäß sehr straff, ist aber dennoch völlig komfortabel. Es mag klischeehaft klingen, aber der Klang des 5ers ist einfach nur unbeschreiblich. Wer schon einmal die Chance hatte einen BMW M1 Procar auf der Rennstrecke zu hören – dieser 5er kommt dem Klang sehr, sehr nahe. Als Martin mich Abends nach dem Shooting an meinem Hotel abgesetzt hat und Ich dem 5er noch eine Weile nachblickte, als er langsam durch die, von vereinzelten 0815-Autos befahrenen, dunklen Straßen von Eisenach kreuzte, fühlte sich dieses Bild einfach an, als würde ein großer, Schwarzer Hai langsam und bedrohlich durch eine Schule Fische ziehen. Dieser 5er hat nicht nur eine Sharknose, er ist ein tiefschwarzer Hai.

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