Spulen wir ein paar Jahre zurück – damals, im Jahr 2019, fuhr ich einen riesigen Dodge Ram Pickup als Alltagsfahrzeug und ich liebte jede Minute davon. Ich hatte nicht vor, den Truck zu verkaufen. Dann stöberte ich ein wenig in den Kleinanzeigen für Gebrauchtwagen und entdeckte etwas, das mir sofort meine Sicherungen durchbrennen lies. Ich könnte einen Porsche 944 für ungefähr das kaufen, was mein Ram einbringen würde, wenn ich ihn verkaufen würde. Nach ein paar Tagen Überlegung bot ich den Ram zum Verkauf an – und er war sehr schnell verkauft. Ich machte mich sofort auf die Suche nach einem geeigneten 944. Ein paar Wochen später hatte ich einen super gepflegten 87er 944S gefunden, den ich mit nach Hause nahm.
Langsam begann ich, Freunde und Bekannte in der Porsche-Community zu finden und lernte bald Tristan kennen. Tristan betreibt Soulful Machines, einen Youtube-Kanal für Oldtimer, und fährt selbst einen Porsche 924. Nach einigen Treffen und Ausfahrten hatte Tristan die Idee, ein eigenes Treffen zu veranstalten, um die Underdogs unter den Porsche-Fahrzeugen zu feiern – all die Transaxle-Porsches aus den 70er bis 90er Jahren. Letztes Jahr hat er es endlich geschafft.
Anfang November versammelte sich schließlich eine ganze Reihe von Transaxle-Porsches in Düsseldorf, um die Autosaison stilvoll ausklingen zu lassen. Mitten in der Stadt ist es Tristan gelungen, ein stillgelegtes Lagerhaus für das Treffen zu sichern. Er hatte eine Vision davon, wie das Treffen aussehen sollte, und dies wäre der perfekte Ort dafür. Als Videofilmer weiß Tristan, wie man eine Szene beleuchtet, und so installierte er überall helle und bunte LED-Lichter. Ich traf mich mit ihm und ein paar anderen Freunden kurz vor Beginn des Treffens und wir halfen alle bei den letzten Vorbereitungen.
Als die ersten Autos anrollten und es dunkel wurde, erwachte Tristans Vision langsam zum Leben. Eine Nebelmaschine trug ihren Teil zur Einstimmung bei – die Lagerhalle war schnell mit Nebel gefüllt. In Verbindung mit den farbigen Lichtern war es, als würde man durch ein Kavinsky-Musikvideo laufen.
Transaxle-Porsche aller Art rollten an – 924er, 944er, 968er und sogar ein 928er machten sich auf den Weg. Diese Reihe veranschaulicht sehr schön die Entwicklung der Vierzylindermodelle, beginnend mit einem 924S, über einen 944 und einen 944S2 bis hin zu einem 968.
Falls Ihr mit den Transaxle-Modellen nicht so vertraut seid, möchte ich Euch eine kurze Geschichtsstunde geben. Im Jahr 1975 stellte Porsche den 924 vor. Ursprünglich von Porsche für Volkswagen entwickelt, entschied sich Volkswagen aufgrund der anhaltenden Energiekrise in den 70er Jahren, das Auto nicht zu produzieren. Da das Design im Wesentlichen fertig war, beschloss Porsche, den Wagen als Einstiegssportwagen in Eigenregie zu produzieren.
Die Grundidee war ein leichter und wendiger Sportwagen – um eine nahezu perfekte Gewichtsverteilung zu erreichen, entschied sich Porsche für die Bauweise als Transaxle. Das bedeutet einen längs eingebauten Motor vorne und ein Getriebe hinten, wobei die Kraft direkt auf die Hinterräder übertragen wird. Der 924 verwendete einen von Audi stammenden 2,0-Reihenvierzylinder, der anfangs etwa 125 PS leistete. Die Resonanz war gemischt: Die Leute nannten ihn einen ‘Hausfrauen-Porsche’. Porsche tat sein Bestes, um die Akzeptanz des Wagens zu erhöhen und brachte eine leistungsstärkere Turbo-Variante und sogar einige motorsportorientierte Varianten wie den 924 Carrera GT heraus. Sie haben sogar eine Reihe von 924ern in Le Mans eingesetzt.
1977 kam dann der große Bruder auf den Markt – der Porsche 928. Der 928 wurde als Ersatz für den in die Jahre gekommenen 911 entwickelt und war im Grunde ein vergrößerter 924 (obwohl man sagen könnte, dass das Gegenteil der Fall ist, da der 928 bereits in der Entwicklung war, als VW Porsche bat, den 924 zu entwickeln), mit einem von Porsche entwickelten V8-Motor. Der 928 wurde sehr lange gebaut und war bis 1995 in verschiedenen Entwicklungsstadien erhältlich.
Unzufrieden mit der gemischten Resonanz auf den kleinen 924, entwickelte Porsche den 944 auf Basis des 924. Die breiteren Kotflügel sind der offensichtlichste optische Unterschied. Der Motor wurde vom V8-Motor des 928 abgeleitet und ist im Grunde die rechte Hälfte dieses Motors – ein 2,5-l-Reihenvierzylinder mit 163 PS. Der 944 wurde von Anfang an viel besser aufgenommen als der 924. Porsche entwickelte den 944 in verschiedenen Varianten weiter, die erste war der 944 Turbo im Jahr 1985, der respektable 220 PS leistete. Der nächste war der 944S – ein 2,5-Liter-16V-Motor mit 190 PS. Dieses Modell war ab ’87 nur zwei Jahre lang erhältlich und wurde bald durch den 944S2 ersetzt. Der Motor erhielt einen Hubraumzuwachs und so hielt Porsche dank des 3.0 16v-Motors des S2 eine Zeit lang den Titel “hubraumstärkster Vierzylinder”.
Der Star der Veranstaltung war ein echter 924 Carrera GTS in tadellosem Zustand. Auf dem Ehrenplatz platziert, glänzte sein roter Lack unter den neonfarbenen Lichtern und war ein wahrer Augenschmaus. Mein Lieblingsmerkmal? Wahrscheinlich der Überrollkäfig. Es sieht einfach so robust und zweckmäßig aus.
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Niemand will bei einem Treffen hungrig bleiben, und so tauchte der ‘Pizza-Bulli’ auf. Ein alter VW-Transporter mit einem Pizzaofen im Heck. Ich kann Euch sagen, dass die Pizzen phänomenal waren. Die Tatsache, dass er in einem luftgekühlten VW-Oldtimer hergestellt wurde, war nur das Tüpfelchen auf dem i – oder sozusagen der Oregano auf der Pizza.
Um die Stimmung noch zu verstärken, wurde das Lagerhaus mit einigen retro-inspirierten Ausstellungsstücken wie einem alten Computer, einigen passenden Modellautos und Autoteilen dekoriert. Und um das Ganze abzurunden, konnten die Besucher einige Zeit mit klassischen Spielsystemen verbringen. Ein Super Nintendo mit Mario Kart, ein Sega Mega Drive Mini mit einer Sammlung von Spielen und eine Playstation mit Need for Speed: Porsche. Die Leute liebten es und man konnte immer jemanden finden, der auf dem einen oder anderen System spielte.
Zwei Beamer spielten den ganzen Abend über Filmclips zum Thema Porsche ab – einer von ihnen benutzte sogar Tristans eigenen weißen 924 als Leinwand. Was für eine nette Idee!
Natürlich machten sich auch einige Nicht-Transaxle auf den Weg nach Düsseldorf – die mussten allerdings draussen bleiben und waren außerhalb der Lagerhalle geparkt. Zumindest bis die ersten Transaxles später am Abend den Heimweg antraten. Ich fand, es war eine ziemlich eklektische Sammlung von Autos – 911er, BMWs, ein Mini, ein Corsa, ein Golf Mk2 und sogar ein Fiat Panda und einige Geländewagen in Form eines Toyota Land Cruiser und eines Range Rover.
Die spektakuläre Kulisse machte dieses Treffen zu einem unvergesslichen Erlebnis – ich glaube, ich war noch nie auf einem Treffen, das sich so… ‘filmisch’ anfühlte. Es war wie eine Kulisse aus Blade Runner. Alles in allem war das Treffen einer meiner besten Abende des Jahres 2022, und ich hoffe, dass meine Fotos auch nur einen kleinen Eindruck davon vermitteln können, wie toll es war.
Ich kann es kaum erwarten, bis Tristan sich wieder so etwas ausdenkt – ich frage mich, welche anderen Ideen er für seinen nächsten Trick aus dem Hut zaubern kann… Was immer es sein wird – ich bin dabei.